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hatte, aber es- kam aus Frankreich ein neuer Geist der Bildung
und Thätigkeit, welcher auf Sitte und Charakter, auf Handel und
Wandel glücklich einwirkte. Die Schranken, welche Spanien von der
Theilnahme an den Fortschritten der europäischen Kultur systematisch ent-
fernt hatten, fielen jetzt weg.
Das Glück gab Spanien in dem Kardinal Alberoni einen Mini-
ster, der Richelieu und Colbert nicht ohne Erfolg studirt hatte. Die
Landwirthschaft fand die erste Beachtung. Man suchte die Hinder-
nisse wegzuräumen, die Spaniens natürliche Entfaltung gehindert hat-
ten, und dem Landbau Arbeitskräfte zuzuwenden, die durch die Vertrei-
bung der Mauren und so viele verheerende Kriege verloren gegangen
waren. Man zog zahlreiche Fremde herbei, die sich auf der Halbinsel
niederließen und einiges Leben zu verbreiten begannen. Die Folge war
Zunahme der Bevölkerung; sie betrug 1702 gegen sechs Millionen
Seelen, bis 1780 war sie auf zehn Millionen gestiegen. Tausende von
Händen wendeten sich dem Ackerbau zu, ausgedehnte Strecken, die seit
Jahrhunderten brach gelegen hatten, wurden der Kultur zurückgegeben.
Die Regierung unterstützte den Aufschwung durch verständige Maßregeln.
Sie hob die Steuer aus Getraide auf und gab den Getraidehandel frei.
Der Ackerbau wäre noch mehr vorgeschritten, hätte ihn die Viehzucht
besser unterstützt. Diese, besonders Hornvieh, blieb zurück, da der Ver-
brauch von Fleisch in dem katholischen Spanien mit seinen vielen Fest-
tagen nie von Bedeutung war. In den ganz von Bäumen entblößten
Provinzen der Mancha und Kastilien ermunterte man zur Anpflanzung
von Bäumen, dachte an eine verständige Forstwirthschaft und suchte
die Bewässerung wieder herzustellen. In der Sierra Morena wurden
deutsche Kolonisten angesiedelt; das Waiderecht der Mesta (S. 235)
wurde beschränkt, und Weinberge, Gärten und junge Baumpflanzungen
einzuzäunen erlaubt. Die mit der Ausdehnung der Industrie steigende
Nachfrage nach Wolle wurde zum Theil von Spanien befriedigt, wo
die jährliche Wollenerzeugung auf 33 Millionen Franken geschätzt wurde.
Unter den Bourbonen wies das weltliche Regiment die Kirche in die
bisher übertretenen Schranken zurück.
Auf die Industrie wendete Alberoni die größte Sorgfalt; er be-
günstigte die Einwanderung fremder Industriellen. Die Wol len Manu-
faktur, die wie ausgestorben war, wurde wie neu belebt, und die
Leinweberei ins Leben gerufen. Auf dem Grund, den Alberoni gelegt
hatte, bauten seine Nachfolger im Kabinet weiter fort. Es verbreitete
sich die Verarbeitung der Baumwolle und auch in die Seiden-
industrie kam neues Leben. Toledo erlangte wieder seinen alten
Ruhm in Esten- und Stahlwaren; es entstanden Glas-, Porzellan-,
Papier-, Tapeten-, Hut- und andere Fabriken; auch Buchdruckereien
und Gewerbeschulen wurden angelegt. Jeder Handwerker mußte we-
nigstens einen seiner Söhne daß väterliche Gewerbe fortsetzen lassen.
Um die erwachende Volksarbeit mit Kredit zu unterstützen, wurde 1782
die Karlosbank angelegt. Es erschien 1773 ein Dekret, welches er-
klärte, daß Handel und Industrie sich mit dem Adel vertrügen. Die
Zolllinie wurde an die äußere Grenze der Monarchie gerückt und der
innere Handel von den Fesseln befreit. Mit der Steuerkraft des Volkes
stiegen die öffentlichen Einitahmen, und es kam einige Ordnung in die
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
145
keinem Kriege etwas verlautet und die salische Jugend noch im
Heere der Römer dient, nicht mehr zu dem römischen Reich gerech-
net. Als Stilicho die Legionen aus Gallien abrief, stand den Fran-
ken kein Feind mehr gegenüber, und in den ersten Jahrzehnten des
fünften Jahrhunderts wird das Land auf beiden Seiten der Schelde
mit fränkischer Bevölkerung erfüllt, ohne daß die Geschichte etwas
von Kämpfen berichtet.
Die Salier wohnten nun ganz und gar auf früher römischem
Boden; aber sie haben das Land zu einem deutschen gemacht, und
die Römer, welche unter ihnen lebten, haben in keiner Weise ein
Uebergewicht ausgeübt. Die Römer hatten freien Grundbesitz, ihre
Sprache erlangte ein gewisses Ansehn und bei schriftlichen Aufzeich-
nungen bediente man sich derselben. Aber das Recht und das Le-
den der Salier widerstrebten römischem Einfluß, und die Salier
hielten in der neuen Heimath an den Grundlagen des altgermanischen
Rechts- und Staatslebens fest und wußten diese weiter auszubilden.
Es ist uns die Aufzeichnung des salischen Rechtes er- Das salische
halten aus der Zeit, wo die salischen Franken in den belgischen läfjsben
Gegenden zu festen Wohnsitzen und zu neuen politischen Verhält- ^Zustände!"
nissen gelangt waren. Aus den Vorstehern oder Fürsten auser-
wählte Männer haben die Aufzeichnung besorgt. Sie bestimmten
die schwankenden Rechtsgrundsätze, sie führten feste gleichmäßige An-
sätze für die Bußen ein, sie berücksichtigten die Verhältnisse zu den
Römern und gaben für die Entscheidungen der Gerichtsversamm-
lungen eine Norm, welche in Zukunft festgehalten werden sollte.
Das ist der Inhalt ünd die Bestimmung der Lex Salica. Sie giebt
uns ein Bild von den Zuständen und der Verfassung des salischen
Volkes in dieser Zeit. Das Meiste schließt sich an die Verhältnisse
an, welche vor den Wanderungen herrschend waren. Wie damals
wohnte das Volk in Dörfern zusammen. Hier und da scheint ein
Reicherer einen größeren zusammenliegenden Grundbesitz gehabt zu
haben, den er mit seinen Knechten bewirthschaftete. Die Salier
widmeten vor allem dem Ackerbau und der Viehzucht ihre Sorg-
falt. Es gab zahlreiche Heerden aller möglichen Hausthiere, Pferde,
Rinder, Kühe, Schafe, Ziegen und besonders Schweine. Die Zucht
der Bienen und Gänse fand statt; man wußte Falken zur Jagd ab-
zurichten und ebenso Hirsche. Man ließ sich den Ertrag der Jagd
und des Fischfangs nicht entgehen; doch tritt besonders das Bild
eines ruhigen Landlebens hervor. Vor allem ward Getraide ge-
baut, das man auf Mühlen für den Gebrauch verarbeitete. Der
Müller empfing auch fremdes Korn zu mahlen und arbeitete nicht
bloß als Knecht für seinen Herrn, sondern auch selbständig für an-
dere. Auch Flachs zur Kleidung wurde gezogen, so wie auch Rü-
den, Bohnen, Erbsen und Linsen. Es fehlt weder an Gartenbau,
noch an Weinbau, welchen letzteren man in der neuen Heimath
kennen gelernt hatte.
In Eisen und Gold wissen geschickte Knechte zu arbeiten. Man
hat Pflug und Egge, Wagen und auf den Flüssen Kähne oder
Schiffe. Das Haus war wahrscheinlich aus Holz gebaut. So er-
scheint das Leben friedlich und einfach, alter Sitte gemäß, vielleicht
10
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Elbe nur aus dem deutschen Mittelgebirgssystem oder aus dem Berg-
kessel des Böhmer-Landes hervorkommt. Beide Ströme durchschnei-
den den großen Gebirgshalbkreis, der sich ihnen dammartig in dem
mittleren Deutschland entgegensetzt. Der Rhein ist auch der eigentlich
germanische Strom zu nennen, weil er von seiner Quelle bis zu
seiner Mündung fast in allen Zeiten nur deutsche Landschaften durch-
strömte, dagegen gehört die Donau nur in ihrem oberen Laufe dem
deutschen Boden an und tst in ihrem unteren Laufe immer das
Heimathsland barbarischer Völker gewesen. Seit den Zeiten des
römischdeutschen Kaiserthums bildete der Rhein die Hauptpulsader
des klassischen Bodens von Deutschland. An ihm fand die großar-
tigste Entwickelung des deutschen Lebens statt, an ihm lagen die
größten und herrlichsten deutschen Städte, welche in geistiger und
weltlicher Beziehung die Metropolen des deutschen Landes und Vol-
kes zu nennen sind.
Die älteste Kunde von Germanien erhalten wir durch die Rö-
mer. Sie nannten Germanien das Land, welches von den Alpen, Deutschlands,
dem Rhein, der Nord- und Ostsee und im Osten etwa von der
Weichsel oder den Karpathen begrenzt wird. Das Land erschien
ihnen unheimlich und schreckenerregeud. Ueberall war undurchdring-
licher Wald, von Stämmen mit nie gesehener Höhe bestanden, ein
Urwald mit all seiner Fülle und Kraft, aber auch mit seinem Schauer
und Schrecken, viele Tagereisen weit durch keine gerodete Stelle,
durch keine menschliche Wohnung unterbrochen, ohne Weg und Steg,
über Berg und Thal sich erstreckend; dazwischen rauschten gewaltige
Ströme, noch ungebändigt dahinfluthend, ohne Brücken und leer
von Schiffen, oft aufgehalten in ihrem Lauf durch Moräste und
Sümpfe. Die von dichten Nebeln oder schweren Wolken erfüllte
Luft gestattete nur selten den Anblick des klaren blauen Himmels.
Nur in manchen Küstengegenden und in breiten Stromthälern war
das Land besser angebaut und es mögen da dorfähnliche Ortschaften
vorgekommen sein; das übrige Land glich einer zusammenhängenden
Wilbniß, in welcher sich nur hier und da angebaute Strecken be-
fanden. Neben dem Ertrag des Ackerbaus boten Jagd, Fischerei
und Viehzucht den Lebensunterhalt. Die Natur brachte in den
Wäldern eine Menge großes und kleines Wild, Bienen, Raubvö-
gel und wilde Thiere, in dem Wasser eine Menge Fische, auf den
freien Flächen etwas wildes Obst, Spargel, Pastinak-Wurzeln,
Beere und Rettige hervor. Der Ackerbau erzeugte Gerste und Ha-
fer, seltener Roggen und Waizeu. Weinbau wurde in Rhätien,
dann später, durch die Römer eingeführt, an der Donau und an
dem Rhein getrieben. Zu den Hausthieren gehörte das kleine, aber
ausdauernde Pferd, das unansehnliche, ungehörnte Rindvieh. Salz,
das unentbehrlichste aller Gewürze, gab abgelaufenes Seewasser oder
über heiße Kohlen geschüttete Soole vieler Salzquellen, welche als
heilige Quellen betrachtet und oft Gegenstände blutigen Streites
wurden. Eisen fand man im Süden, in Noricum, besonders in
Steiermark. Nach Gold und Silber haben'in Deutschland wohl die
Römer früher als die Deutschen gefragt.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rhein Donau Rhein Deutschland Germanien Deutschlands Rhein Ostsee Rhätien Donau Rhein Noricum Steiermark Deutschland
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Italien gehört zu den reichsten und fruchtbarsten Ländern. Die
Milde des Klima's und die Güte des Bodens gewährten Früchte
aller Art und gute Weiden. Die älteste Bevölkerung trieb vorzugs-
weise Ackerbau und Viehzucht. Hirse scheint die Hauptfrucht der
Po-Ebent gewesen zu sein, Dinkel oder Spelt des mittleren Italiens,
während Kampanien Waizen von besonderer Güte erzeugte, und in
Sicilien der Waizen wild wuchs. Das mittlere Italien war reich
an wohlschmeckendem Obste; Wein, Feigen und Oliven gediehen am
besten in den südlichen Gefilden Kampaniens und Großgriechenlands.
Die Korsen lebten gleich den Sarden in ihrem Berglande mehr von
Viehheerden; ihr Honig stand wegen seines herben Geschmackes hin-
ter dem von Hybla in Sicilien zurück, aber ihr Harz zum Auspichen
der Weinfässer kam dem vom Silawalde in Brlittium gleich. Um
Tarent blühte der Gartenbau, Hipponium bot liebliche Blumen dar,
in Pästum blühten jährlich die Rosen zweimal. In den fetten Wie-
sengründeu Umbriens weidete das Opfervieh; die Eichenforste Mit-
telitaliens luden zur Schweinezucht ein; in der Ebene Oberitaliens
beschäftigte man sich vorzüglich mit der Schaf- und Ziegenzucht.
Zur Rinderzucht und Jagd benutzte man vorzüglich die Waldungen
in Lukanien und Bruttium, doch weidete man daselbst auch in der
heißen Jahreszeit das feine Wollenvieh, welches man in Kalabrien
für die Webereien in Tarent zu ziehen bemüht war. Die Pferde-
zucht gedieh am besten in Sicilien, doch lieferte auch Venetien einen
dauerhaften und flüchtigen Schlag von Pferden, wie Ligurien gute
Maulthiere. Das tyrrhenische Meer zeichnete sich durch seine Schal-
thiere aus, das adriatische durch große Fische und Seevögel. Den
Po empfahlen seine Schwäne. Die Waldungen im diesseitigen Gal-
lien, bei Luna und bei Pisa in Etrurien lieferten Schiffs- und> an-
deres Bguholz. Die Steinbrüche bei Luna, Gabii und Tibur gaben
gutes Material für den Häuserbau. Etrurien war durch mineralische
Quellen und Bäder ausgezeichnet; auch Neapel hatte warme Bäder,
ebenso Sinucssa und Änxur. Viel besucht waren auch die Bäder
auf der vulkanischen Insel Pithekusa; der beliebteste Badeort aber
war das reizende Bajä in Kampanien, zugleich ein Ort der Ueppig-
keit und der Ausschweifung. Etrurien und Sardinien lieferten See-
salz, Etrurien und Umbrien hatten Kupferbergwerke; Elsen wurde
von der Insel Elba geholt und an der etrurischen Küste geschmolzen.
Blei fand sich auf der Bleiinsel bei Sardinien, Silber in Sardinien,
Gold in Oberitalien. Die Gallier in Oberitalien zeichneten sich
durch ihre goldenen Halsketten und Armbänder, die Umbrer durch
ihr schweres Kupfergeld, die Tusker durch ihre Bronzen aus. Li-
gurien endlich lieferte Marmor und feine Holzarten. Die Natur
Italiens hat aber auch ihre schlimmen Seiten; bald bricht das un-
terirdische Feuer der Vulkane gewaltsam hervor; bald stürzen sich
plötzliche Wasserfluthen der Alpenströme und apenninischen Berg-
wasser über die gesegneten Fluren. Der Westen Mittelitaliens wird
häufig von ungeheuren Regengüssen heimgesucht. Starke Gewitter
sammeln sich zu allen Zeiten am Saume der Gebirge und entladen
sich mit der Wuth von Orkanen; nicht selten wird das Land durch
Donner und Blitz aus heiterm Himmel in Erstaunen gesetzt. Der
rasche Wechsel der glühenden Hitze und eisigen Kälte erzeugt gefähr-
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
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478
Sage von der
Gründung
Roms.
Mit dem Landbau hing die Religion eng zusammen; die reli-
giösen Ceremonien und die Volksfeste dienten dazu, den Anbau des
Landes unter obrigkeitlicher Aufsicht zu erhalten und den Fleiß des
Landmannes anzuspornen. Auch die Wälder des Gebirges waren
wegen des Einflusses auf -das Klima unter öffentliche Aussicht gestellt.
Die Brüderschaft des Feldbaues (frätres arvale.s) beschäftigte sich
neben ihren gottesdienstlichen Verrichtungen auch mit dem Feldbaue
in wissenschaftlicher Beziehung. Das vortrefflich angebaute samnitische
Gebirgsland vereinigte bei dem ausgezeichneten Klima alle Vortheile
der von der Natur am meisten begünstigten Länder. Es war in
einem fast unglaublichen Grade bevölkert, zumal da öfters unbebau-
tes Land unter die Bevölkerung vertheilt wurde, um es urbar zu
machen.
Auf eine eigenthümliche Art wurden unter obrigkeitlicher Auf-
sicht die Ehen geschlossen. Zu gewissen Zeiten wurden die jungen
Männer geprüft und dann denen, welche für die Besten erkannt
worden waren, die Wahl unter den heirathsfähigen Jungfrauen
überlassen, den anderen von Staatswegen die Frauen zugetheilt.
So diente die Ehe als ein Mittel die Jugend zur Thätigkeit an-
zuspornen.
Von Kunstwerken ist bei diesem einfachen Volke nicht die Rede.
Dagegen ging von den Samniten eine Ärt strenger Sittenlehre zu
den Römern über und entwickelte bei diesen in früherer Zeit eine
besondere Gattung won Poesie. Dnrch die Vereinigung mit den
alten Samniten, namentlich mit dem wackeren Volke der Sabiner,
erhielten die Römer die strengen und unverdorbenen Sitten und den
genügsamen Sinn der alten Sabiner, deren moralische Festigkeit,
Frömmigkeit und Gerechtigkeit und durch diese Tugenden Macht und
Ansehen bei den italischen Völkern. Auch bei den späteren Römern
galten die Sabiner für Muster der Einfachheit und Biederkeit, und
die sabinische Tugend war sprichwörtlich. Die einzelnen sabinischen
Völkerschaften waren theils gar nicht, theils nur in geringer Zahl
mit einander verbunden; die Gemeinden jedes Volkes bildeten ent-
weder einen Bund unter sich, oder nahmen doch nur einige wenige
andere Völkerschaften in ihre Vereinigung auf. Aber selbst bei die-
ser Zersplitterung zeigte sich die gediegene Kraft der Sabiner und
die Stärke des zwischen den Gliedern jeder Völkerschaft bestehenden
Bandes; denn auch vereinzelt leisteten die sabinischen Völker gegen
äußere Feinde einen furchtbaren Widerstand.
I. Rom unter der Herrschaft der Könige. 153 bis 510 v. Chr.
Dreihundert Jahre hatte das albanische Reich geblüht, seine
Herrschaft weit über das fruchtbare Latium ausgedehnt und eine
Menge blühender Städte theils gegründet, theils dnrch Kolonisten
erweitert; da entstand Zwiespalt im königlichen Hause und zugleich
drohten von allen Seiten mächtige Feinde, von Norden die Elrus-
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199
Roth war die oberste Verwaltungs- und richterliche Behörde; seine
Befugniß war fast unbeschrankt; er schaltete nicht nach geschriebenen
Gesetzen, sondern nach eigener bester Einsicht, war unverantwortlich
und auf Lebenszeit gewählt. Die vom Rathe gefaßten Beschlüsse
wurden der Volksversammlung zur Entscheidung vorgelegt, und diese
konnte sie nur annehmen oder verwerfen. Die ersten Keime der Er-
ziehung wurden in den gemeinschaftlichen öffentlichen Mahlzeiten
(Syssttien) gelegt, wo die Knaben unter Aufsicht eines Padouomen,
auf der Erde liegend ihre halben Portionen verzehrten, während die
Erwachsenen ihre Kriegsthaten erzählten und durch das Lob tapferer
Männer die Jugend zur Nacheiferung zu erwecken suchten. Mit
dem achtzehnten Jahre wurden die Jünglinge in Genossenschaften
eingetheilt und besuchten die Gymnasien, wo es besonders auf kör-
perliche Ausbildung abgesehen war; die geistige beschränkte sich auf
das Nothwendigste, den Haupttheil bildete das Erlernen der verfi-
ficirten Gesetze. Bei der Entlassung aus der Genossenschaft mußte
jeder sich verheirathen, doch ward die Einführung der Frau in das
Haus so lange hinausgeschoben, bis sie im Stande war, dem Haus-
wesen vorzustehen. Die Ehe galt als heilig, und Ehebruch wurde
streng bestraft. — Durch fortgesetzte Kämpfe und bei dem durch die
Lage der Insel veranlaßten Verkehre mit dem Auslande entartete
auf Kreta das dorische Leben, die Verfassung wurde immer demo-
kratischer und die Volksversammlung erhielt die größte Gewalt.
An der afrikanischen Küste, in dem kleinen Hochlande, welches
bei den Alten Cyrenaika hieß, jetzt Barka genannt wird, wurde
631 v. Chr. von der kleinen Insel Thera aus, wo sich Dorier an-
gesiedelt hatten, die griechische Kolonie Cyrene gegründet. Von
Cyrene aus wurden noch vier Hauptorte angelegt, und diese fünf
Städte pflegte man unter dem Namen Pentapolis zusammenzufassen.
Cyrene wurde bis ins fünfte Jahrhundert von Königen regiert,
welche abwechselnd den Namen Battus und Arcesilaus führten.
570 v. Chr. unternahm der ägyptische König Apries, aufgeregt von
den libyschen Nomaden, einen Zug gegen Cyrene, verlor aber fast
sein ganzes Heer und bald nachher in Folge dieser Niederlage Thron
und Leben. Der folgende ägyptische König, Amasis, schloß Frieden
mit Cyrene. Im fünften Jahrhundert v. Chr. erhielt Cyrene eine
republikanische Verfassung; damals blühten Schifffahrt, Handel und
Gewerbe, Künste und Wissenschaften. Das Zunehmen der Demo-
kratie erweckte aber innere Zwistigkeiten, in chercn Folge sich bis-
weilen Tyrannen auswarfen. 333 v. Chr. erlag Cyrene den grie-
chischen Königen von Aegypten. — Das quellenreiche Hügelland
zeichnete sich durch- große Fruchtbarkeit aus. Die Hauptprodukte
waren: Wein, Oel, Waizen, Safran, allerlei Südfrüchte, wohl-
riechende Blumen, als Rosen, Lilien und Veilchen; die Hauptquelle
des Wohlstandes aber war die Silphium genannte Pflanze. Die
Blätter waren eine vorzügliche Würze des Schaffutters, der Stengel
galt für einen Leckerbissen und der eingetrocknete Saft aus ihm und
der Wurzel wurde des Wohlgeschmacks und der Verdauung wegen
vielen Speisen beigemischt und lange Zeit mit Gold ausgewogen.
Ausgezeichnet war die Pferdezucht in Cyrenaika. Auch die Gewerbs-
thätigkeit des Cyrenäer, besonders ihre Steinschneider und Metall-
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Ceylon.
Naturerzeug-
niffe.
Der Name des
Landes und
der Bewoh-
ner.
Auch das östliche Hindostan ist durchgängig ein Tiefland, mit
üppig fruchtbaren, gutangebauten und viel erzeugenden Gegenden.
Ganz nahe an der südlichsten Spitze vvn Indien liegt die In-
sel Ceylon; sie erscheint wie ein losgerissener Theil des Festlandes;
ihre Zustände sind durchaus indisch, und ihre Geschichte ist ganz mit
der indischen verschlungen. Ceylon ist für den Handel höchst gün-
stig gelegen, durch sein Klima ein gesunder und schöner Wohnort
für die Menschen und reich an Schätzen der Natur. Das Meer
nährt die geschätzten Perlenaustern und Seemuscheln und lagert das
schönste Salz an den Ufern ab; die Berge sind reich an Eisen; die
Menge und Mannigfaltigkeit der edlen Steine hat nirgends ihres
Gleichen. Die Insel ist reich an Wild, das Meer an Fischen; das
Pflanzenreich bildet aber Ceylons Hauptreichthum; nirgends zeigt sich
die üppig wuchernde Fülle des tropischen Wachsthumes reicher ent-
faltet; Ceylon ist vor allen die Palmen- und Gewürzinsel; sie hat
drei Aussaaten und Ernten im Jahre. So bildet diese Insel gleich-
sam die Krone der indischen Lande; sie ist aber auch in historischer
und antiquarischer Beziehung außerordentlich wichtig. Eine der äl-
testen Heldendichtungen läßt den göttlichen Helden Rama sie der
Gewalt der Niesen und Unholde entreißen und einem frommen Kö-
nig anvertrauen. Man kann darin die Erinnerung eines früheren
Versuchs, die Insel von Indien aus zu kolonisiren nicht verkennen.
Ceylon besitzt nicht nur große Denkmale der Baukunst, sondern ist
auch ein Hauptsitz des sonst in Indien, mit Ausnahme Nepals, ver-
schwundenen Buddhismus geblieben, der Mittelpunkt der südöstlichen
Verbreitung dieser Lehre. Die Literatur der Insel endlich füllt eine
große Lücke der indischen Literatur aus.
Ueber die außerordentliche Fruchtbarkeit und den unermeßlichen
Reichthum an Produkten aller Art war schon bei den Alten nur eine
Stimme. Die Thierwelt Indiens umfaßt namentlich Elephanten von
seltener Größe, Nashorne, Löwen, Tiger, Panther, Luchse und an-
dere Raubthiere, Kameele, Affen der verschiedensten Arten, Buckel-
ochsen, Büffel, kleine aber sehr schnelle Pferde, Maulesel, Esel,
Schaafe mit Fettschwänzen, Ziegen, gute Jagdhunde, Krokodile,
Schildkröten, Papageien und andere Vögel mit herrlichem Gefieder,
Perlenmuscheln, Scorpione und Seidenwürmer. Aus dem Pflan-
zenreiche werden erwähnt: alle Arten von Getreide, besonders Wei-
zen und Gerste, Flachs, Hirse, Reis, Sesam, woraus ein treffli-
ches Oel bereitet wird, Feigen und andere Südfrüchte, Wein, je-
doch in geringer Menge, Bananenbäume von ungeheuerer Größe,
Palmen, Burbaum, eine Menge Bauholz aller Art, Ebenholz,
Fruchtbäume, Bambus, Baumwollenstauden, Papyrusstaudcn, Pfef-
fer, Zimmt und andere Gewürze, Myrrhen, Kardamomen, Sandel-
holz, Kostus, Narde, Kampfer, Indigo. Das Mineralreich end-
lich liefert: Gold, Edelsteine, Silber, Eisen, Zinn und Steinsalz.
Die alten indischen Schriften nennen das Land Gambudvipa,
Bharatakhanda oder Arjavarta, Bezirk der Arja, sie theilen es in
das nördliche, mittlere und südliche Land und betrachten den nörd-
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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stark genug fühlte, verweigerte es den Tribut und eroberte nach
harten Kämpfen einen Strich Landes von ausgezeichneter Frucht-
barkeit, nämlich das Land an der Meeresküste südlich von Karthago,
ohngefähr in den Grenzen des heutigen Staates von Tunis. Die
Eingeborenen dieses karthaginiensischen Gebietes hießen Libyer; sie
hatten feste Wohnsitze und trieben Ackerbau. Die Bewohner einer
Anzahl von Küstenstädten dieses Landes vermischten sich mit Kartha-
gern und wurden Libyphönicier genannt. Theils um die Herrschaft
über diese Völker zu behaupten, theils um die ärmeren Bürger der
Hauptstadt mit Ländereien zu versorgen und das Anwachsen des
Pöbels zu verhindern, legten die Karthager in diesem Gebiete eine
Menge Kolonien an, welche in strenger Abhängigkeit gehalten wur-
den und deren Tribut eine Hauptquelle für den karthagischen Staats-
schatz war. Sie werden zwar Städte genannt, waren aber wohl
mehr offene Orte als Städte und deshalb eine sichere Beute jedes
Eroberers, welcher einen Einfall in das Gebiet von Karthago wagte.
Von diesen karthagischen Pflanzstädten muß man die ursprünglich
phönieischen Kolonien unterscheiden, Utika, Leptis, Adrumetum und
Hippo. Diese waren freie Städte, kleine Republiken mit ihren
Stadtgebieten, kamen aber, als Karthago mächtig wurde, in eine
gewisse Abhängigkeit in der Form eines Bundesverhältnisses.
Im inneren Land lebten die Numidier d. i. Nomaden, umher-
ziehende Hirtenstämme. Wie noch jetzt die Beduinenstämme schweif-
ten auch damals die unbezwungenen Numidier in den an herrlichen
Weiden reichen Abhängen des Ätlasgebirges umher. Sie waren bei
dürftiger und enthaltsamer Lebensweise der größten Anstrengung fä-
hig und stellten den Karthagern für Sold leichte Truppen, besonders
vortreffliche Reiter. Der östliche Theil des karthagischen Gebietes,
die schmale Küstenstrecke zwischen der kleinen und der großen Syrte,
der jetzige Staat Tripolis, war nur an einigen von kleinen Fliis-
sen bewässerten Stellen zum Ackerbau geeignet und daselbst waren
auch karthagische Kolonien angelegt. Im Ganzen war der Boden
zum Ackerbau nicht passend, wie noch jetzt, und daher blieben die
einheimischen Stämme Nomaden. Sie dienten Karthago als Vor-
mauer gegen den Staat von Eyrene und bildeten für die Kartha-
ger Karavanen, welche durch die libyschen Wüsten bis zu den Ufern
des Niger und östlich bis nach Oberägypten und Aethivpien Züge
unternahmen. Das karthagische Gebiet ist ein von waldigen Ver-
zweigungen des Atlasgebirges durchzogenes Land mit einer sandi-
gen Küste, deren wellenförmiger Boden bei sorgfältiger Bewässerung
höchst ergiebig ist. Die Karthager hatten ihr Land, besonders in
der Nähe der Hauptstadt vortrefflich angebaut. Meilenweit um
Karthago bildete das Land gleichsam nur einen einzigen, aufs beste
bewässerten und angebauten Garten und war mit den schönsten
Landhäusern geschmückt. Karthago hatte sich, unterstützt durch seine
vortreffliche Lage, durch die große Fruchtbarkeit und das herrliche
Klima des Landes, durch Ackerbau, Handel und Gewerbsthätigkeit,
über alle Kolonien der Phönicier nach und nach emporgeschwungen
und war die mächtigste Handelsstadt des Westens der alten Welt
geworden. In der Mitte des zweiten Jahrhunderts vor Christo
hatte die Stadt Karthago, nach einer wahrscheinlich etwas über-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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284
Die Haupt-
stadt Sparta.
zur Zeit seiner Blüthe gegen 200,000 Seelen. Das Hauptgebirge
des Landes ist der hohe und rauhe Taygetus, das höchste aller
peloponnesischen Gebirge, das von der Grenze Arkadiens längs der
Wcstgrenze nach S. hinabläust und sich mit dem Vorgebirge Täna-
rum, der mittleren der drei südlichen Landspitzen des Peloponnes,
endigt. Im Osten des Landes zog sich von der Grenze von Argo-
lis aus eine andere, minder hohe und rauhe Bergkette bis zum
Vorgebirge Malea hinab. Nur wenige Engpässe führen durch diese
Gebirge in das innere Land. Der Hauptstrom des Landes ist der
Eurotas, der von dem nördlichen Grenzgebirge herabkommend das
einzige größere Thal des Landes in südlicher Richtung durchströmt,
bei Sparta vorbeifließt und im innersten Winkel des lakonischen
Meerbusens mündet. Das durch seine trefflichen Futterkräuter be-
sonders zur Viehzucht geeignete Land enthielt zahlreiche Heerden,
namentlich von Ziegen, und seine vielen Wälder waren voll von
Wild. Unter den Thieren sind vorzüglich die starken und großen
lakonischen Jagdhunde und eine Menge von Mauleseln zu erwäh-
nen. Der Taygetus war mit Reben bepflanzt und lieferte vieles
Eisen, aus welchem treffliche Stahlwaaren verfertigt wurden, und
einen vorzüglichen schwarzen oder schwarzgrünen Marmor. Das
Land war häufigen Erdbeben ausgesetzt; es enthielt nur wenige
größere Städte, dagegen desto mehr Flecken und Dörfer. Außer
Sparta ist die alte Hauptstadt Amyklä und die Hafenstadt Gythium
zu nennen.
Sparta lag auf den äußersten Abhängen des Taygetus und
auf dem rechten Ufer des dicht daran vorbeifließenden Eurotas. Es
war aus mehreren bei einander liegenden Flecken erwachsen und lag
auf mehreren Hügeln, welche den Zusammenhang der einzelnen
Theile und die Anlegung gerader Straßen verhinderten. Die Stadt
bestand aus mehreren getrennten, ja zerstreut liegenden Quartieren,
voir denen fünf genannt werden, sie hatte einen Umfang von mehr
als zwei Stunden, eine runde oder wohl mehr halbzirkelförmige
Gestalt und in früherer Zeit keine Mauern. Sparta hatte keine
eigentliche Akropolis, sondern diesen Namen führte ein Hügel der
Stadt, auf dessen Spitze der Tempel der Athena Poliuchos oder
Chalkioikos stand. Die Agora mit den Versammlungsgebäuden der
Gerusia, der Ephoren und anderer Beamten befand sich im N. W.
der Stadt, südöstlich von der Akropolis. Ein Theil derselben führte
den Namen Choros, weil hier die jungen Leute Tänze aufführten.
Es werden nur zwei Straßen von Sparta erwähnt und von den
Gebäuden außer vielen Tempeln, Kapellen der Heroen und Ver-
sammlungsorten (Leschen), das große und schöne aus weißem Mar-
mor aufgeführte Theater, Grabmäler und Denkmäler. Bei der
Laufbahn (Dromos) standen zwei Gymnasien und eine uralte Bild-
säule des Herakles. Der Platanistas war ein mit Platanen be-
pflanzter Platz auf einer durch Kanäle gebildeten Insel, welche durch
zwei mit den Bildsäulen des Herakles und Lykurgus verzierte Brük-
ken mit der Stadt verbunden war. Junge, unbewehrte Leute
suchten sich den Besitz der Insel streitig zu machen und einander
ins Wasser zu drängen.
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264
Athen.
spitze Attika's wird gebildet durch das laurische Gebirge mit seinen
Vorgebirgen Astypalaea und Sunium. Von den Ebenen Attika's
ist die bedeutenste diejenige, in welcher die Stadt Athen liegt; sie
wird von dem Flüßchen Cephissus und Ilissus bewässert und ist durch
Ackerbau und Oelbau ausgezeichnet. Im Nordwesten Attika's liegt
das thriasische Gefilde und die Ebene von Eleusis. Die Ebenen
von Eleusis und Athen bildeten die eigentliche Akte (Küstenstrich),
der man schon in den frühesten Zeiten die Paralia und Diakria
entgegensetzte. Paralia nämlich ist das Küstenland der Südspihe
und zwar an der Ost- und Westküste, weniger zum Ackerbau, als
zum Verkehr geeignet; Diakria hingegen ist die bergige Ostküste des
Landes von der böotischen Grenze bis über die Bucht von Mara-
thon hinaus, mit der zwar kleinen, aber berühmten Ebene von
Marathon. Im Binnenlande waren steinige, dürftig bewachsene
Strecken. Der Hymcttus und das pentelische Gebirge lieferten treff-
lichen Marmor, einen der Hauptausfuhrartikel der Athener, die
Bergwerke bei Laurium Silber, Blei und metallische Farben. Von
Früchten brachte Attika vorzüglich Gerste, Feigen, Oliven und eini-
gen Waizen hervor; auch Wein und Honig werden gerühmt. Die
Viehzucht war durch den Boden beschränkt, besonders wurden Schafe
unv Ziegen gezogen. — Von den Inseln an der Küste von Attika
war Salamis die bedeutendste.
Athen, die Hauptstadt von Attika, lag beinahe zwei Stunden
vom saronischen Meerbusen um einen Felsen herum, auf welchem
sich die Burg befaud, früher Cekropia, später Akropolis genannt.
Die Sage schrieb dem Theseus die Gründung der Stadt zu, weil
er die früher in zwölf Ortschaften zerstreuten Einwohner in die
Stadt Athen zusammengezogen hatte. Nach der Zerstörung durch
die Perser wurde der Umfang der Stadt nach allen Seiten hin er-
weitert und auf Antrieb des Thcmistokles mit einer Mauer umgeben.
Südwestlich von der Stadt erstreckt sich eine hügelige Halbinsel tief
in das Meer hinein, deren ausgezackte Küste den Athenern ihre
sicheren und geräumigen Häfen gewährte. Von den Häfen war in
älterer Zeit der der Stadt zunächst gelegene, Phalerum, allein im
Gebrauch bis durch Themistokles der sicherere und geräumigere Pi-
räeus (der, wie das dazwischen liegende Munichia früher nur ein
Flecken war) zum Haupthandels- und Kriegshafen bestimmt wurde.
Unter Cimon wurde der Piräevs durch eine 40 Stadien lange
Mauer mit der Stadt verbunden, sowie Phalerum durch eine andere
von 35 Stadien. Zwischen beiden wurden später noch eine dritte,
der ersten parallele Mauer aufgeführt. Athen bestand aus zwei
kreisförmig gebauten Städten, der eigentlichen Stadt und dem Pi-
räeus mit Munichia, welche durch eine fast eine Meile lange Straße
verbunden waren. Denn der Raum zwischen den langen Mauern
war bebaut wie jeder andere Theil der Stadt. Der Umfang des
Ganzen betrug 174-£ Stadien oder ohngefähr vier deutsche Meilen;
die Einwohnerzahl der Stadt und der Hafenorte wird in der Blüthe-
zeit Athens zu ohngefähr 180,000, die der Häuser zu 10,000 ange-
nommen. Der größere Theil der Stadt lag in der Ebene, nur in
dem südwestlichen Theil erhoben sich einige Hügel. Auf dem östlich-
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